Wer arbeitet und gleichzeitig einen oder eine Angehörige pflegt, steht unter einer extremen Belastung. Zum einen leide oft der Job, zum anderen die eigene Gesundheit, so Esther Braun, Referatsleiterin Pflege bei der Arbeitskammer des Saarlandes. «Die Ruhephasen, die man normalerweise hat, wenn man nach der Arbeit heimkommt, gibt es für pflegende Angehörige ja gar nicht.»
Die Diplom-Pflegewirtin appelliert daher an die Betroffenen, Entlastungsangebote wie Tageseinrichtungen oder ambulante Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe könne helfen.
Zudem sei eine tägliche kleine Auszeit wichtig. «Mindestens fünf Minuten sollte man sich freischaufeln und einfach mal Stille haben, um sich auf sich selbst zu fokussieren», so Braun. «Und wenn es nur mit dem Kaffee der Moment auf dem Balkon ist: Aber man braucht solche Zeiten, in denen man achtsam mit sich ist.»
Einfach mal Druck ablassen
Ein weiterer Tipp der Expertin: das soziale Netz als Resilienzfaktor nutzen. «Es geht darum, sich Entlastungsmöglichkeiten in seinem nahen Umfeld zu suchen – und zwar Menschen, die einem auch zuhören, und bei denen man sich auch mal ‚abkotzen‘ kann.» Das sei wichtig, um Druck abzulassen – ohne Angst haben zu müssen, dass man in seiner Art und Weise oder in seinem Zorn und seiner Enttäuschung gewertet werde.
Und nicht zuletzt sollte man nicht nur auf seine Psyche, sondern auch auf seinen Körper achten – in Form einer ausgewogenen Ernährung. «Wenn ich gar nicht oder schlecht gegessen habe, bereitet das Stress, und damit steigt der Cortisol-Spiegel», sagt Braun. Das wiederum habe Auswirkungen auf das Schlafverhalten, den Blutdruck, die körperlichen und auch psychischen Leistungsfähigkeiten.
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