5. November 2024

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Nach Stiko-Empfehlung: Spezielle Impfaktionen für Kinder

In mehreren Bundesländern sind spezielle Impfaktionen für Kinder ab zwölf angelaufen oder in Planung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Altersgruppe angelaufen – oder in Planung.

So werden unter anderem mobile Impfteams an Schulen geschickt, zudem sind «Familienimpftage» in Impfzentren, Freizeiteinrichtungen oder Tierparks geplant, und es werden spezielle Impfstraßen für Kinder und Jugendliche in Impfzentren eingerichtet.

Möglich ist die Impfung für Kinder ab zwölf schon seit Mai, seit der entsprechenden Zulassung des Biontech-Impfstoffs durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA. Inzwischen ist auch das Präparat von Moderna für diese Altergruppe zugelassen. Laut Robert Koch-Institut ist rund jeder Vierte 12- bis 17-Jährige bereits einmal geimpft (Stand 16.8. 24,6 Prozent).

Vollständig geimpft sind 15,5 Prozent. Die allgemeine Empfehlung der Stiko für die Impfung dieser Altersgruppe dürfte für einen Nachfrageschub sorgen. Ein Überblick über die Pläne in einigen Ländern:

  • BADEN-WÜRTTEMBERG hatte schon im Juli Impfaktionen für Schüler und Eltern an mehreren Wochenenden im August in den Impfzentren angekündigt. Zudem soll es bis Ende September mehr als 200 Impfaktionen etwa in Baumärkten und Stadtteilen, aber auch in Schulen geben. Ob weitere spezielle Aktionen für 12- bis 17-Jährige nach dem Schulstart im September notwendig sind, wird laut Gesundheitsministerium geprüft.
  • BAYERN plant derzeit keine großangelegten Impfaktionen an den Schulen. «Impfen ist eine individuelle Entscheidung und keine Voraussetzung für den Schulbesuch.» Impfungen fänden grundsätzlich in den Impfzentren und in Hausarztpraxen statt, hieß es aus dem Kultusministerium. In Einzelfällen könne es aber auch zu Impfaktionen an Schulen kommen, wenn Kommunen, Schulen und Impfzentren dies wünschten und untereinander koordinierten.
  • BERLIN setzt bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen vor allem auf die Impfzentren und Arztpraxen. Impfaktionen an Schulen mit mobilen Teams gab und gibt es nur an Oberstufenzentren, in denen ältere Schüler berufsorientiert lernen. Mobile Impfteams auch an anderen Schulen sind bislang nicht geplant. Ein Idee ist, ältere Schüler von weiterführenden Schulen per Shuttle von der Schule ins Impfzentrum zu fahren. Um von den Vorteilen der Impfung zu überzeugen, hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) einen Brief an 180.000 Schüler geschickt – noch vor der Stiko-Empfehlung. Die Aktion kam nicht bei allen Eltern gut an.
  • Auch BREMEN plant nach Angaben aus der Gesundheitsverwaltung derzeit nicht mit mobilen Impfteams an Schulen. Es soll aber Elternbriefe und Informationsveranstaltungen an den Schulen geben. Im Impfzentrum Bremen sei eine separate Impfstraße eingerichtet worden, die sich explizit an 12- bis 15-Jährige richtet. Dort sind Kinder- und Jugendärzte im Einsatz. Das Angebot werde gut angenommen, hieß es. Alle Kinder- und Jugendlichen ab 12 Jahren seien per Post darüber informiert worden.
  • In HAMBURG soll es «weitere Impfangebote an den 59 Stadtteilschulen und 63 Gymnasien für die rund 100.000 Schülerinnen und Schüler über 12 Jahren» geben, hatte die Schulbehörde zum Wochenbeginn angekündigt. Bislang gab es an Berufsschulen schon Impfungen für über 16-Jährige.
  • In MECKLENBURG-VORPOMMERN haben am Dienstag mobile Teams mit Impfungen an Schulen begonnen. Das Angebot richtet sich zunächst nur an Schüler und Schülerinnen ab 16, weil bei ihnen die schriftliche Einwilligung der Eltern genügt. Im Impfzentrum der Landeshauptstadt Schwerin können Schüler am Mittwoch und Donnerstag ohne Anmeldung zur Impfung kommen.
  • NIEDERSACHSEN hat für die Zeit direkt nach den Ferien Anfang September eine Impfaktion angekündigt. Mit den Impfzentren plane man aktuell «ein ganz gezieltes Angebot», hieß es aus dem Corona-Krisenstab in Hannover. Es gehe um Impfungen für Azubis, Schülerinnen und Schüler im Impfzentrum, aber auch in großen Schulzentren, sofern die Schulen «im Rahmen ihres Hausrechts dafür Räumlichkeiten zur Verfügung stellen». Die konkreten Pläne sollen spätestens ab Donnerstag im Internet veröffentlicht werden.
  • In SACHSEN gab es bereits spezielle Angebote für Familien durch mobile Impfteams, etwa vor Vergnügungsparks – die sächsische Impfkommission hatte die Impfung ab 12 schon seit 1. August empfohlen. Zudem gibt es «Familienimpftage» in den Impfzentren und in Freizeitzentren und Tierparks sind weitere Aktionen geplant. Zuständig ist das DRK. «Wir begrüßen jede kreative Impfaktion – gerade auch für Familien, die dort Impfungen anbietet, wo die Menschen sind», hieß es aus dem zuständigen Sozialministerium in Dresden.
  • SACHSEN-ANHALT hat bereits Ende Juli Sonder-Impfaktionen für Kinder und Jugendliche in den Impfzentren ermöglicht. Spezielle Impftage gibt es beispielsweise im Impfzentrum Magdeburg.
  • In SCHLESWIG-HOLSTEIN beginnen an diesem Donnerstag Impfungen an den Schulen. Dafür mussten sich Schüler vorher anmelden. Mehr als 10 500 Anmeldungen liegen vor. An Berufsschulen gab es bereits Impfaktionen.
  • THÜRINGEN kündigte an, sein Impfangebot für Kinder ab zwölf zu verbreitern. Der Schwerpunkt soll weiterhin in Arztpraxen und Impzentren liegen, der Einsatz mobiler Teams an den Schulen sei aber denkbar, hieß es auf Anfrage aus dem Gesundheitsministerium.

Praxen stehen für impfwillige Jugendliche bereit

Auch die Arztpraxen sehen sich für eine mögliche stärkere Nachfrage gewappnet. Der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «Für impfwillige Jugendliche stehen auch bei steigender Nachfrage die Kinder- und Hausarztpraxen bereit.»

Die Stiko hatte sich für allgemeine Corona-Impfungen für alle Kinder ab zwölf Jahren ausgesprochen. Nach sorgfältiger Bewertung neuer Daten komme man nun zu der Einschätzung, «dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen», teilte das unabhängige Gremium am Montag mit. Davor hatte sie Corona-Impfungen von Kindern zwischen 12 und 17 Jahren nur bei höherem Risiko für schwere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes empfohlen.

Individuelle Entscheidung

Die Impfungen von gesunden Jugendlichen waren laut Stiko aber auch schon mit ärztlicher Aufklärung als individuelle Entscheidung von Kindern und Eltern möglich. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten bereits Anfang August breitere Impfangebote für Kinder vereinbart – etwa in regionalen Impfzentren.