24. November 2024

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Ist mein Smartphone eine Keimschleuder?

Desinfektionsmittel müssen gar nicht sein. Ein Großteil der Keime lässt sich durch Abwischen vom Smartphone entfernen - also auf mechanische Art und Weise. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Franziska Gabbert/dpa-tmn)

Wir haben es Dutzende Male am Tag in der Hand, manch einer nimmt es sogar mit auf die Toilette: das Smartphone. Da muss es vor Keimen auf dem Touchscreen nur so wimmeln, oder?

Entwarnung kommt von Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. Seine Forschung zeigt: Das Smartphone ist gar keine so große Keimschleuder. Vorausgesetzt, man achtet auf gute Hand-Hygiene, wenn man nicht gerade mit Scrollen beschäftigt ist.

Frage: Herr Egert, warum sitzen auf dem Smartphone nicht so viele Keime wie man erwartet?

Markus Egert: Der Touchscreen bietet keine guten Lebensbedingungen für Mikroorganismen. Denn er ist sehr glatt, trocken und relativ nährstoffarm. Was hängen bleibt, sind vielleicht ein paar Hautschuppen oder ein bisschen Fett.

Dazu kommt: Das Smartphone reinigen wir häufiger mal unbeabsichtigt – zum Beispiel indem wir es an der Hose oder am T-Shirt abwischen. Dadurch werden Keime mechanisch entfernt.

Zwar ist das meines Wissens nach noch nicht strukturiert untersucht worden. Allerdings konnten wir in einer kleinen Studie zeigen, dass ein bloßes Abwischen mit einem Mikrofasertuch schon 80 bis 90 Prozent der Mikroorganismen entfernt.

Frage: Aber die Keime, die auf unseren Händen sitzen, landen doch unweigerlich auf dem Smartphone, oder?

Markus Egert: Ja, das Smartphone ist ein bisschen die verlängerte Hand. Es landen aber nicht alle Keime von unserer Hand auch auf dem Smartphone. Manche Keime kommen dort besser zurecht als andere – es gibt eine Selektion.

Allerdings ist das Smartphone ein Gegenstand, den meist nur man selbst nutzt und berührt – niemand sonst. Deshalb ist die Hygiene-Bedeutung von so einem Gerät für den Einzelnen relativ unspektakulär. Etwas anderes ist das zum Beispiel bei dienstlichen Smartphones oder Tablets im Krankenhaus, die von mehreren Menschen genutzt werden.

Frage: Viele Menschen benutzen ihr Handy auch auf der Toilette. Was bedeutet das für die Keimbelastung?

Markus Egert: Das Szenario ist: Sie setzen sich auf die Toilette, holen Ihr Handy raus und lesen etwas. Dann packen Sie das Handy wieder ein, machen sich sauber und gehen. Da passiert mit dem Smartphone in Sachen Keime erstmal nichts. Denn auch durch die Umgebungsluft kommen nicht mehr Bakterien auf das Handy als sonst.

Das Entscheidende sind Ihre Hände. Wenn Sie mit Händen, die durch Fäkalbakterien kontaminiert sind, an Ihr Smartphone gehen, landen die natürlich auch dort. Wenn Sie auf gute Handhygiene achten, sollte das aber nicht passieren.

Es gibt aber natürlich Unterschiede: Wenn Sie auf einer öffentlichen Toilette sind, geht da in Sachen Keime natürlich mehr. In den meisten Haushalten sind Bad und Toilette aber sauberer als zum Beispiel die Küche.

Frage: Was bedeutet das genau – mit Blick auf das Smartphone?

Markus Egert: Viel problematischer ist es, wenn Sie das Handy beim Kochen benutzen. Darüber denken nur wenige nach. Ein Beispiel: Sie tauen ein Hähnchen auf, hören nebenbei Musik auf dem Handy oder machen sich ein Kochvideo an.

In so einer Situation kann es viel eher dazu kommen, dass Sie das Smartphone mit Lebensmittelerregern kontaminieren. Auf so einem Stück Fleisch sitzen nämlich Millionen bis Milliarden Keime pro Kubikzentimeter.

Dazu kommt: Wenn Sie etwas abschmecken, nehmen Sie vielleicht einen Finger in den Mund. Das würde man auf der Toilette nie machen.

Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Menschen eine Grundangst vor Fäkalien haben. Toiletten sind deshalb Orte, an denen man besonders an Hygiene denkt – anders als vielleicht die Küche.

Frage: Was kann ich denn tun, um die Keimbelastung des Smartphones unter Kontrolle zu halten?

Markus Egert: Wenn ich regelmäßig die Hände wasche, bleibt mein Smartphone natürlich sauber. Ansonsten regelmäßig mit einem leicht feuchten Tuch abwischen. Das kann man gut machen, wenn man gekocht hat oder zu Besuch im Krankenhaus war.

Zur Person: Markus Egert ist Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. Er forscht unter anderem auch zur Keimbelastung von Brillen und Spülschwämmen.

Interview: Ricarda Dieckmann, dpa