Wenn man an Psychotherapie denkt, kommen oft bestimmte Bilder in den Kopf: eine bedeutsame Ledercouch, durchdringende Blicke und ein Therapeut, der sein Leben im Griff hat. Doch wie viel Wahrheit verbirgt sich hinter diesen Vorstellungen? Rudolf Stark, Professor für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften, spricht in einem Interview über gängige Klischees in seinem Beruf.
Analyse des Verhaltens
Psychotherapeuten wird nachgesagt, dass sie das Verhalten ihrer Klienten bis ins kleinste Detail analysieren. Herr Stark, wird mein Therapeut heimlich beobachten, welchen Stuhl ich im Raum wähle?
Rudolf Stark erklärt, dass dies von Therapeut zu Therapeut unterschiedlich sei. In der Regel lässt er die Patienten selbst entscheiden, wo sie sitzen möchten, ohne darauf zu achten. Es gibt jedoch Berichte von anderen Therapeuten, in denen die Stühle im Therapieraum unterschiedlich gestaltet sind, was den Hinweis geben könnte, wo der Therapeut sitzt. Stark betont jedoch, dass er dies nicht überbewerten möchte.
Psychologisches Wissen im Alltag
Fragt man weiter, ob Psychotherapeuten ihre Mitmenschen auch im privaten Leben ständig analysieren, antwortet Stark, dass sie versuchen, abzuschalten. Dennoch könne man sein psychologisches Wissen nicht immer ganz ausschalten und es sei oft im Hintergrund aktiv. Im privaten Umfeld vermeidet er es jedoch, psychologische oder psychotherapeutische Themen zu besprechen, um einfach nur Mensch zu sein.
Das Leben der Therapeuten
Eine gängige Annahme ist, dass Psychotherapeuten ihr eigenes Leben perfekt im Griff haben. Stark weist darauf hin, dass es oft das Gegenteil der Fall ist. Viele Menschen glauben, dass Psychotherapeuten selbst Therapie benötigen, weil sie nicht die gleichen Lösungsfähigkeiten für ihre eigenen Probleme anwenden können. In Wahrheit sind Psychotherapeuten ganz normale Menschen, die ebenfalls mit Herausforderungen konfrontiert sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Psychotherapeuten nicht per se ihr Leben besser im Griff haben, sondern selbst menschliche Schwierigkeiten erleben.
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