Flug ins All statt Strandurlaub: Erstmals seit zwölf Jahren hat Russland wieder Weltraum-Touristen zur Internationalen Raumstation ISS geflogen.
Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa und sein Assistent Yozo Hirano starteten nun vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in Zentralasien, wie Live-Bilder der russischen Weltraumbehörde Roskosmos zeigten. Mit an Bord der Rakete vom Typ Sojus saß der Kosmonaut Alexander Missurkin.
Kosten für solche Reisen nach wie vor immens hoch
Zu sehen war, wie das Raumschiff MS-20 bei Winterwetter planmäßig von der Startrampe abhob und in den bewölkten Himmel aufstieg. «Der Flug verläuft normal», hieß es von Flugleitzentrale. Mehr als sechs Stunden sollte der Flug zur ISS dauern. «Träume werden wahr», twitterte Maezawa vor dem Abflug. «Die Internationale Raumstation wird zwei Wochen lang mein Zuhause sein.»
Privatpersonen an Bord der Station in rund 400 Kilometern über der Erde sind in den vergangenen Jahren selten gewesen. Mit den beiden Japanern steigt die Zahl der von Roskosmos beförderten Touristen auf nun neun. Ein Grund für die geringe Zahl ist, dass die russischen Raketen viele Jahre lang US-Astronauten zur ISS mitgenommen haben. Zudem sind die Kosten für solche Reisen nach wie vor immens.
«Wir sprechen von mehreren Zehn-Millionen US-Dollar», sagte der Chef des auf Weltraum-Tourismus spezialisierten US-Unternehmens Space Adventures, Tom Shelley, der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Ihm zufolge werden pro Person und Flug umgerechnet zwischen 44 Millionen und 53 Millionen Euro fällig. «Es klingt sehr teuer, aber letztlich ist es eine unbezahlbare Gelegenheit.» Der Weltraum-Tourismus bleibt damit auf absehbare Zeit weiterhin nur etwas für Schwerreiche.
Drei Monate Vorbereitung für die Zeit in der Schwerelosigkeit
Wie teuer den beiden Japanern ihr Flug zur ISS genau kommt, ist nicht bekannt. Der 46-jährige Maezawa gehört laut dem Magazin «Forbes» mit einem Privatvermögen von rund 1,7 Milliarden Euro zu den 30 reichsten Menschen in Japan. Begonnen hatte er 1998 mit dem Versand von CDs. Später machte der Unternehmer sein Geld vor allem mit dem Verkauf von Kleidung im Internet über die 2004 gegründete Webseite Zozotown.
Maezawa hat sich zuletzt als Raumfahrt-Enthusiast einen Namen gemacht. Sein rund drei Monate dauerndes Training zur Vorbereitung für die Zeit in der Schwerelosigkeit dokumentierte er im Kurznachrichtendienst Twitter. «Es ist das härteste Training aller Zeiten.» Er postete dazu ein Bild von sich auf einem sich ständig drehenden Stuhl. «Der Drehstuhl – fühlt sich fast wie Folter an.»
«Ich habe eine Liste mit hundert Dingen, die ich auf der Station tun will, zum Beispiel Badminton spielen», sagte er unlängst. Bei Youtube folgen ihm bereits 755.000 User. In den sozialen Netzwerken wolle er über seine Eindrücke in der Schwerelosigkeit berichten.
«Star Trek»-Ikone William Shatner flog ins All
Für den exzentrischen Modeunternehmer und Kunstsammler ist der Aufenthalt in der Raumstation nur ein erster Schritt hin zu weitaus ehrgeizigeren Plänen. Er will wahrscheinlich 2023 mit einem privaten SpaceX-Flug um den Mond fliegen und hatte in einem weltweit verbreiteten Aufruf Begleiter dafür gesucht.
Russland dürfte der Trubel um den Weltraum-Tourismus gelegen kommen. Roskosmos will künftig weitere Privatpersonen ins All bringen – und damit vor allem Geld verdienen. Seit die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Astronauten mit privaten Raumschiffen zur ISS fliegt, sind in den russischen Sojus-Kapseln Plätze frei geworden. Für Aufmerksamkeit hatte im Herbst ein russisches Filmteam gesorgt, das nach nur wenigen Wochen Training für einen kurzen Dreh zur ISS geflogen war.
Auch die USA sorgten für spektakuläre Flüge: Vor fast zwei Monaten flog «Star Trek»-Ikone William Shatner ins All – der frühere «Captain Kirk»-Darsteller. Der 90 Jahre alte kanadische Schauspieler unternahm an Bord einer «New Shepard»-Raumkapsel der Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos einen rund zehnminütigen Ausflug.
Er denke, dass Flüge von Touristen ins All in den nächsten Jahren leichter möglich sein werden, sagte Maezawa am Tag vor seinem Abflug der russischen Staatsagentur Ria Nowositi zufolge. «Unsere Aufgabe ist es zu zeigen, wie Schwierigkeiten überwunden werden können.»
Die Kosmonauten der ISS dürften das Raumschiff noch aus einem anderen Grund erwartet haben: An Bord waren Roskosmos zufolge Geschenke zum Neujahr. Darunter seien Briefe von den Familien und Freunden und «hausgemachte Leckereien». In dem insgesamt 162 Kilogramm schweren Gepäck waren demnach auch Materialien für Forschung und Experimente, Hygieneartikel, Lebensmittel und 13 Kilogramm frisches Obst.
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