22. November 2024

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Sind geplatzte Äderchen gefährlich?

Das Auge ist von feinen Blutgefäßen durchzogen. Dass da mal eines platzt und für ein blutrotes Auge sorgt, lässt sich kaum vermeiden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Franziska Gabbert/dpa-tmn)

Ein blutrot unterlaufendes Auge wirkt auf den ersten Blick dramatisch. Aber ist es das wirklich? Ein Augenarzt und eine Augenärztin klären auf.

Die gute Nachricht vorab: «Wenn es spontan und ohne einen offensichtlichen Grund passiert, ist die Rötung oftmals harmlos und verschwindet nach einiger Zeit von selbst», sagt Prof. Philipp Steven vom Zentrum für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln.

Schon beim Niesen oder Heben können Äderchen platzen

Denn der Augapfel ist mit feinsten Blutgefäßen durchsetzt. Zu einem geplatzten Äderchen kommt es schnell. «Schon ein schwerer Hustenanfall oder heftiges Niesen können aufgrund ihres Drucks Auslöser sein», erklärt die Berliner Fachärztin für Augenheilkunde, Andrea Lietz-Partzsch.

Auch Faktoren wie das Heben von schweren Lasten oder starkes Pressen beim Stuhlgang führen mitunter dazu, dass im Auge ein Äderchen platzt. Als Folge davon tritt Blut aus, das sich entweder in Teilen oder über den ganzen Augapfel verteilt. «Bloßes Reiben am Auge kann ebenfalls eine Blutung im Auge zur Folge haben», so Philipp Steven.

Ist ein Auge mehrfach innerhalb kurzer Zeit hintereinander blutrot unterlaufen, sollten Betroffene das in der Augenarztpraxis abklären lassen.

Bei Sehstörungen oder Verletzungen zum Arzt

In einigen Fällen geht man am besten rasch zum Arzt oder zur Ärztin. Zum Beispiel wenn das geplatzte Äderchen mit Sehstörungen einhergeht oder wenn die Augen brennen. Und natürlich, wenn hinter dem blutroten Auge eine Verletzung steht – etwa weil ein Ball das Auge getroffen oder man bei der Gartenarbeit einen Dorn ins Auge bekommen hat.

Verspüren Betroffene keine Beschwerden, können sie in aller Regel erst einmal abwarten und beobachten, ob die Blutung zurückgeht und der Augapfel wieder weiß wird. Dauert aber die Rötung länger als zwei Tage an, sollte man der Ursache auf den Grund gehen und einen Termin in der Augenarztpraxis ausmachen.

Was hinter der Rötung alles stecken kann

Sinnvoll ist auch, eine Untersuchung beim Internisten oder der Internistin draufzulegen. «Denn ein rotes Auge kann auch ein Symptom für ernsthafte Erkrankungen sein», sagt Andrea Lietz-Partzsch.

So kann etwa ein wiederholt geplatztes Äderchen auf einen erhöhten Blutdruck hinweisen. Bleibt der untherapiert, führt das im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall.

Ursache sind manchmal auch Blutgerinnungsstörungen, die ebenfalls behandelt werden sollten. Auch wer bestimmte Medikamente regelmäßig einnimmt, muss damit rechnen, dass es häufiger zu Blutergüssen kommt, «nicht nur im Auge, sondern auch an anderen Körperstellen», erklärt Philipp Steven.

Stoffwechselstörungen wie etwa Diabetes mellitus äußern sich ebenfalls oft am Auge. Diejenigen, denen häufiger ein Äderchen im Sehorgan platzt, sollten daher auch ihren Blutzuckerspiegel überprüfen lassen.

Es kann auch am Alter liegen

Und: «Denkbar ist auch, dass die Augen etwa im Zuge des Alterungsprozesses schlicht zu trocken sind», sagt Andrea Lietz-Partzsch. Durch die Trockenheit sind die Augen oft so empfindlich, dass schon eine kleinste Reibung für eine Rötung sorgen kann. «Für eine gute Befeuchtung bieten sich Gels oder Salben an», bemerkt Philipp Steven. Der Arzt oder die Ärztin kann ein passendes Präparat empfehlen.

Oft ist nur ein Auge betroffen

Wichtig zu wissen: Blutungen, also Blutergüsse, im Auge sind laut Prof. Steven «praktisch immer einseitig». Es kann aber auch zu Rötungen kommen, die beide Augen betreffen.

Dahinter steckt dann oft eine Allergie oder eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Auch eine Bindehaut- oder Hornhautentzündung zeigt sich oft durch rötliche Augen. «All diese möglichen Ursachen lassen sich nur mit einer eingehenden augenärztlichen Untersuchung ausschließen», betont Andrea Lietz-Partzsch.

Was Linderung schafft

Ob eine Therapie – und wenn ja, welche – nötig ist, hängt von der Ursache ab. Oftmals bekommen Betroffene bei Entzündungen Augentropfen oder -salben verschrieben.

Die sollten möglichst cortisonfrei sein. Das liegt daran, dass Cortison über einen längeren Zeitraum dafür sorgen kann, dass der Augeninnendruck steigt und der Sehnerv womöglich Schaden nimmt.

Grund für ein rötliches Auge kann aber auch eine Regenbogenhautentzündung sein. Die Regenbogenhaut, auch als Iris bekannt, ist die pigmentierte Haut um die Pupille herum. «Dies erfordert in aller Regel eine Behandlung mit cortisonhaltigen Tropfen», sagt Andrea Lietz-Partzsch.

Nicht zu viel Anstrengung

Noch einmal zum blutroten Auge: Wer ein solches hat, sollte Anstrengungen wie etwa harte körperliche Arbeit, intensiven Sport oder schweres Heben möglichst vermeiden – damit der Bluterguss im Auge sich zurückbildet.

«Andernfalls besteht das Risiko, dass erneut ein Äderchen platzt und damit die Rötung des Auges anhält», so Philipp Steven.

Dass im Auge mal ein Äderchen platzt, lässt sich prinzipiell nicht vermeiden. Aber zumindest Binde- und Hornhautentzündungen, die für gerötete Augen sorgen, lassen sich häufig verhindern.

«Nämlich damit, indem man sich so wenig wie möglich am Auge reibt», sagt Andrea Lietz-Partzsch. Und wer es doch mal tut: Am besten nur mit gewaschenen Händen.

Von Sabine Meuter, dpa