Mit den eigenen Gedanken alleine zu sein finden viele Menschen angenehmer als vermutet. Das berichten Forscher, darunter Kou Murayama aus Tübingen, nach Experimenten mit 259 Menschen im «Journal of Experimental Psychology: General».
Die Probanden sollten vor einer Wartezeit von 20 Minuten einschätzen, wie sich das Alleinsein anfühlen würde, wenn sie sich nicht mit Lesen oder Herumlaufen ablenken können. Anschließend berichteten die Teilnehmer von ihren Erfahrungen.
Demnach fanden es die Menschen angenehmer, Zeit mit ihren Gedanken zu verbringen, als sie zuvor geglaubt hatten. Auch bei veränderten Bedingungen – Warten im Konferenzraum oder in einem dunklen Zelt, Wartezeiten zwischen drei und 20 Minuten – fanden die Menschen das Schweifenlassen der Gedanken besser, als sie zuvor dachten.
«Menschen haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, in ihr eigenes Denken einzutauchen», sagte die Hauptautorin der Studie, Aya Hatano, von der Universität Kyoto in Japan. Die Studie deute darauf hin, dass es Menschen schwer falle, einzuschätzen, wie fesselnd Denken sein könne. «Das könnte erklären, warum Menschen es vorziehen, sich mit Geräten und anderen Ablenkungen zu beschäftigen, anstatt sich im Alltag einen Moment Zeit für Reflexion und Fantasie zu nehmen.»
Die eigenen Gedanken schweifen zu lassen hat laut Forscherteam einige Vorteile. Es könne Menschen helfen, Probleme zu lösen, ihre Kreativität zu steigern und sogar einen Sinn im Leben zu finden. «Wenn Menschen das Denken aktiv vermeiden, verpassen sie möglicherweise diese wichtigen Vorteile», sagte Murayama.
Im Durchschnitt bewerteten die Teilnehmer ihre Wartezeit mit etwa drei bis vier Punkten auf einer Skala bis sieben. Das Denken wurde demnach zwar als angenehmer als erwartet wahrgenommen – aber nicht als eine extrem angenehme Aufgabe. Zukünftige Forschung sollte sich laut den Autoren damit befassen, welche Arten des Denkens am angenehmsten und motivierendsten sind. «Nicht alles Denken ist an sich lohnend, und tatsächlich neigen einige Menschen zu Teufelskreisen des negativen Denkens», sagte Murayama.
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